Chicorée – wie der Name schon sagt

Gemüse und Mode scheinen nichts miteinander zu tun zu haben – und doch hätte das Schweizer Unternehmen Chicorée-AG keinen besseren Namen für sich wählen können. Warum, erschliesst sich auf einen Blick: Das Sortiment des Modehauses ist ebenso vielfältig, eigenwillig und polarisierend wie die Wurzelsprossen, nach denen es sich benannt hat. Dass diese selbst einmal Mode-Geschichte schrieben, macht die Wahl nur noch verständlicher.

Ursprünglich ein Ersatz-Produkt

Bevor sich Chicorée als weißblättrige Salatpflanze etablierte, waren ausschliesslich seine Wurzeln bekannt. Die rübenartigen Gebilde enthielten jede Menge Bitterstoffe und ergaben beim Überbrühen ein kaffeeähnliches Getränk. Zu diesem Zweck wurden sie im großen Stil kultiviert und dienten vor allem den Bauern als Ersatz für begehrte, aber teure Kaffeebohnen.

 

Einmal soll die Ernte so reich gewesen sein, dass grosse Mengen der Wurzeln eingelagert werden konnten. Am dafür üblichen Ort – einem dunklen Kellergewölbe – begannen sie auszutreiben und bildeten dicke, aber vollkommen farblose Sprossen. Sie schmeckten deutlich milder als die Wurzel selbst und entwickelten sich zu einem beliebten Gemüse der Landbevölkerung.

 

Von der Volks- zur Königsspeise

Eine andere Erzählung schreibt die Entdeckung von Chicorée dem Obersten Gärtner des kaiserlichen Feldmarschalls zu. Er soll die Pflanzen bewusst abgedeckt haben, um die bleichen Sprossen zu erzielen. Vermutlich entstand diese Version deshalb, weil sich auch adlige Kreise für die zarte Struktur und den frischen Geschmack des Chicorées begeisterten.

Sie sollen sein feines Aroma so verehrt haben, dass sie vergoldete Blätter der Sprossen als Schmuckstücke um den Hals trugen. Vor allem aber nutzten sie das lichtscheue Gemüse, um Gäste zu beeindrucken. Höfische Köche kreierten zahlreiche Gerichte, um den leicht bitteren Geschmack immer wieder raffiniert in Szene zu setzen. Dabei entstanden in der Ursprungsregion des Chicorée-Anbaus die meisten Rezepte.

Die belgische Küche kennt mit Abstand die vielfältigsten Zubereitungsarten für das vitamin- und mineralstoffreiche Gemüse – dicht gefolgt von seinen Nachbarn Holland und Frankreich. Im übrigen Europa und in den USA werden Chicorée-Blätter meist roh verzehrt; d.h. in Form von Salaten, auf Sandwiches oder als gesunder Frische-Snack.

 

Chicorée in der Schweiz

Bis heute herrscht in Sachen Chicorée-Verbrauch ein auffallender Unterschied zwischen einzelnen Ländern. Während die BeNeLux-Staaten den Pro-Kopf-Konsum mit rund 8 Kilogramm anführen, bildet Deutschland mit gerade einmal 300 Gramm pro Nase das Schlusslicht. Schweizer:innen liegen mit durchschnittlich 1,3 Kilogramm im gesunden Mittelfeld.

Dem gegenüber stehen die hohen Umsatzzahlen der Chicorée Mode AG, die 2019 den höchsten Umsatz in ihrer Geschichte erwirtschaftete. Mit einem breiten Angebot an Oberbekleidung, Jeans, Schuhen und Accessoires ist das Unternehmen ein erfolgreicher Vertreter der Schweizer Textilbranche.